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Früh übt sich, wer Meisterin werden will

Als Kind hatte Jasmin Härzer andere Zukunftspläne. Dann änderte sie diese und macht schon in jungen Jahren Karriere im Handwerk

 

„Meine Enkelin wird meine Chefin.“ Mit diesen Worten kündigte Jutta Härzer im Amtsblatt die Übergabe ihres Geschäftes an. Nach 33 Jahren hat die Friseurmeisterin ihren Salon an ihre Enkelin Jasmin übergeben – und könnte nicht stolzer sein. Mit Jasmin Härzer hat sie nicht nur eine Nachfolgerin gefunden, die den Salon, die Mitarbeiter und die Kunden seit Kindesbeinen auf kennt, sondern die mit gerade einmal 21 Jahren schon viel erreicht und in der Ausbildung stets überdurchschnittlich gute Leistungen erbracht hat.

Schon als kleines Mädchen hilft Jasmin Härzer im Salon der Oma in Wettin-Löbejün und möchte nun in die Fußstapfen der Oma treten – und zwar komplett. Für Jutta Härzer eine schöne Fügung, denn so bleibt der Salon weiterhin in Familienhand, wenn sie selbst sich in den Ruhestand verabschiedet.

Nach dem Abitur beginnt Jasmin Härzer ihre Ausbildung im Salon. Die Allgemeine Hochschulreife ermöglicht es ihr, die Lehrzeit zu verkürzen. So beendet sie die Ausbildung bereits nach zwei Jahren, und das als Jahrgangsbeste. Auch beim PLW („Profis leisten was“), dem Leistungswettbewerb des Handwerks, beweist Jasmin Härzer, dass sie sich in ihrem Gewerk auskennt. Für den Wettbewerb färbt und frisiert sie Puppenköpfe und kreiert eine Hochsteckfrisur. Für diese Frisur verwendet sie sogar ein Haarteil, das ihre Oma Jutta schon zu ihrer Meisterprüfung benutzt hatte. Und das bringt Glück! Jasmin Härzer wird Landessiegerin und qualifiziert sich für den PLW-Bundesausscheid in Koblenz. Auch dort schlägt sie sich gut gegen die Teilnehmer aus ganz Deutschland und belegt den 7. Platz.

Nach der Ausbildung startet Jasmin Härzer direkt in die Vollzeit-Meisterschule. Nebenbei hat sie schon Kunden im Friseursalon. Obwohl die Weiterbildung herausfordernd ist, nimmt die junge Friseurin auch diese Hürde mit Bravour. Wie gut sie tatsächlich abgeschnitten hat, wird erst am Tag der Meisterfeier klar, denn auch dort war sie die beste Meisterin in ihrem Gewerk.

Ein halbes Jahr später erfüllt sich für die frisch gebackene Meisterin ein Traum. Am 1. April 2023 übergibt ihre Oma ihr den Friseursalon Härzer – auf den Tag genau 33 Jahre, nachdem sie ihn als kleinen Raum im Keller des Hauses eröffnet hatte.

Die Nachfolge planten die Junior- und die Senior-Friseurmeisterinnen über längere Zeit gemeinsam mit der Handwerkskammer Halle. Hierbei stand ihnen der Betriebsberater Andreas Baer jederzeit beratend zur Seite.

Zur offiziellen Übergabefeier erschienen viele Kunden, Freunde und Bekannte, die Jasmin Härzers Weg über die Jahre mitverfolgt haben und sich nun sehr für sie freuen.

Im Salon arbeitet Jasmin Härzer nun mit ihrer Oma sowie zwei weiteren langjährigen angestellten Friseurinnen. Große Veränderungen plant die junge Friseurmeisterin vorerst nicht, da sie nichts überstürzen wolle.

 

Jutta Härzer steht ihrer Enkelin jedoch nicht im Weg. „Wenn sie Dinge erneuern oder etwas anders machen will, ist es absolut in Ordnung für mich. Ich bin dankbar, dass es weitergeht, und offen für alles.“