· 

Nachfolge: Erfolgreich vermittelt

Durch das Netzwerk Unternehmensnachfolge Sachsen-Anhalt funkte es in Gernrode bei einer Betriebsnachfolge.

© Anja Gildemeister
© Anja Gildemeister

Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick zwischen Dieter Frenkel und Claudius Borgmann, natürlich rein geschäftlich. Als "Partnervermittlung" hatte das Netzwerk Unternehmensnachfolge der Wirtschaftskammern in Sachsen-Anhalt fungiert. Die Dieter Frenkel & Co Erodier- und Zerspanungstechnik KG in Gernrode war bei der Handwerkskammer gelistet als Betrieb, der einen Nachfolger sucht. Claudius Borgmann war auf der Suche nach einem Unternehmen auf das Netzwerk aufmerksam geworden. Mitte Juni 2021 kam Borgmann zum ersten Mal in die Frenkel KG. Zwei Wochen und viele Gespräche später stand fest: Es passt zwischen den beiden, Borgmann wird den Betrieb übernehmen, Frenkel kann dann in Rente gehen.

 

Für beide ist es nicht die erste "Beziehung", beide haben eine spannende berufliche Vergangenheit: Der Maschinenbau-Ingenieur Dieter Frenkel, 1951 in Schwerin geboren, kam von Pyrotechnik Silberhütte und gründete sein eigenes Unternehmen 1993 als eines der ersten im Gernröder Gewerbegebiet "Auf den Steinen". Er spezialisierte sich auf das Fräsen, Drehen, Schleifen und Erodieren, zunächst mit fünf, zuletzt mit siebzehn Mitarbeitern. Ein erster Versuch, den Betrieb an einen Nachfolger zu übergeben, scheiterte vor einiger Zeit. "Jetzt war ich dafür erst richtig bereit", sagt Frenkel.

 

Claudius Borgmann, Jahrgang 1969, gebürtig aus Lippstadt in Nordrhein-Westfalen und wohnhaft in Magdeburg, ist Wirtschaftsingenieur Maschinenbau, arbeitete ab 1995 beim Magdeburger Fraunhofer Institut in der Reorganisation von Unternehmen, ab 2004 im Supply Chain Management in der Industrie und leitete dann zwölf Jahre lang einen Chemie-Betrieb.

 

Für den Einstieg in die Frenkel KG zum 1. Januar 2022 machte sich Borgmann umgehend von allen Verpflichtungen frei und war ununterbrochen vor Ort. "Ich habe viele dumme Fragen gestellt", sagt er. Denn im Gegensatz zur Leichtigkeit einer Liebesbeziehung in den ersten Wochen und Monaten ist eine Unternehmensnachfolge harte Arbeit. Rechtliche, betriebswirtschaftliche und finanzielle Aspekte sind zu klären. "Am Ende hängt alles an der Finanzierung. Ich hätte nicht gedacht, dass das so ein Zeitfresser werden kann", sagt Borgmann und berichtet, wie eine Bank ihn monatelang hängen ließ und damit den Übergabeprozess verzögerte.

 

In dieser Situation musste der Alt-Inhaber ganz viel Vertrauen aufbringen. "Das konnte ich auch, denn Herr Borgmann hat alle Rahmenbedingungen erfüllt. Er ist lernfreudig, kommunikativ und beherrscht die Computertechnik besser als ich", lobt Dieter Frenkel seinen Nachfolger, den er persönlich bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten bekannt gemacht hat und dem er nach wie vor beratend zur Seite steht.

 

"Dafür habe ich zwei linke Hände, aber ich muss ja auch nicht an der Maschine stehen“, scherzt Claudius Borgmann und schwärmt von dem breit aufgestellten und damit ziemlich krisensicheren Portfolio und den speziellen Fertigkeiten der Facharbeiter im Haus. Die Belegschaft ist komplett geblieben.

 

Sinnbildhafte neun Monate hat der Übergabeprozess insgesamt gedauert. Das "Baby" mit dem neuen Namen FREROtec KG steht jetzt auf festen Füßen und während Dieter Frenkel das Loslassen lernen muss, freut sich Claudius Borgmann über seine neu gewonnene unternehmerische Freiheit: "Schön, dass ich nicht mehr alle Entscheidungen begründen muss."